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Bruno Ganz
Geboren am 22.03.1941 in Zürich-Seebach
Er war einer der größten Schauspieler deutscher Sprache und seit 1996 Träger des Iffland-Ringes, der höchsten auf dem Theater vergebenen Auszeichnung. Der 1941 geborene Schweizer Bruno Ganz brach seinen Schulbesuch vor der Matura ab und begann in Zürich seine Bühnenkarriere. Er trat auch im Film in kleinen Rollen auf, bis 1975 mit Peter Steins "Sommergäste" und Eric Rohmers "Die Marquise von O." seine Filmkarriere begann. Ganz spielte in deutschen und Schweizer Filmen der 70er- und 80er-Jahre sensible Intellektuelle, ironisch-subversive und aus ihrem Lebenszusammenhang geworfene Normalbürger, die als Systemkritiker oder Aussteiger kluge Kommentare zur gesellschaftlichen Befindlichkeit abliefern.
Ganz nicht nur auf dem Theater, sondern auch im Film sprechen zu hören, war eine der großen sinnlichen Spracherfahrungen, die man in diesem Medium machen kann. Filme wie "Der amerikanische Freund", "Messer im Kopf", "Schwarz und weiß wie Tage und Nächte", "Der Erfinder", "Die Fälschung" "System ohne Schatten", "Nosferatu - Phantom der Nacht", "Erfolg" oder "Brandnacht" wären ohne Ganz ihrer wesentlichen Qualitäten beraubt.
Einen Höhepunkt fand Ganz' Schaffen mit Wim Wenders "Der Himmel über Berlin", wo er die Menschwerdung eines Engels vermittelt. In internationalen Filmen trat Ganz vielfach in historischen Filmen ("Die Kameliendame" oder als Antoine de Saint-Exupéry in "Saint-Ex") auf und war unter anderem als Schriftsteller in Theo Angelopoulos' mit der "Goldenen Palme" von Cannes ausgezeichnetem Meisterwerk "Die Ewigkeit und ein Tag" zu sehen, wo er ein Kind vor Menschenhändlern rettet und kurz vor dem Tod Erinnerung und Sinn findet.
Einen großen Erfolg bei einem breiteren Publikum bescherte Ganz Silvio Soldinis warmherzige Komödie "Brot & Tulpen", in der eine Hausfrau (Licia Maglietta) von ihrem Ehemann auf der Autobahnraststätte vergessen wird, von einem formvollendeten Kellner (Ganz) aufgenommen wird und ein neues Leben beginnt. In "Epsteins Nacht" spielte Ganz einen der drei ehemaligen KZ-Häftlinge (neben ihm Mario Adorf und Otto Tausig), die vierzig Jahre später einen ihrer Peiniger zur Rede stellen wollen, im Historiendrama "Luther" den Mentor des Reformators (Joseph Fiennes), der ihm zum Theologiestudium in Wittenberg rät. Eine seiner schwierigsten Rollen übernahm Ganz mit derjenigen des Adolf Hitler in Oliver Hischbiegels "Der Untergang", allerdings "keine Traumrolle", wie er selbst sagte: Der nach einem Drehbuch von Bernd Eichinger entstandene Film zeichnet die letzten Tage in Hitlers Führerbunker nach.
Ganz trat auch im Fernsehen auf (die Serie "Tassilo" nach Martin Walser, wo er einen versponnenen Bodensee-Detektiv spielte) und hatte 1981/82 mit seinem Kollegen Otto Sanders den Film "Gedächtnis" als dokumentarische Hommage an die Schauspieler Curt Bois und Bernhard Minetti gedreht. Ganz selbst stand 2002 im Mittelpunkt des Dokumentarfilms "Bruno Ganz - Behind Me", für den ihn der Schweizer Norbert Wiedmer über drei Jahre hinweg begleitete.
Nach dem Bambi für "Der Untergang" ging er 2004 nach Hollywood und war der Ratgeber und deutsche Freund des Golfkriegsveteranen Major Bennett (Denzel Washington) in "The Manchurian Candidate" unter der Regie von Jonathan Demme. In der Filmbiografie über Papst Johannes Paul II. "Fürchtet euch nicht" spielte er Kardinal Wyszynski, den Primas der polnischen Kirche und Skeptiker, dann aber späteren Förderer des Papstes, dessen Rolle Thomas Kretschmann übernommen hatte. Zurück in Zürich, gehörte er 2006 zum Set in Fredi M. Murers Drama über ein hochbegabtes Kind, das bei seinem Großvater Zuflucht und Verständnis findet. Ganz konnte als Großvater den Panzer des immer Klügeren durchbrechen und "Vitus" das Staunen lernen, was nicht nur dessen Herz, sondern auch das des Zuschauers öffnete.
Bruno Ganz lebte in Zürich, Venedig und Berlin. Seine langjährige Lebensgefährtin war die Fotografin Ruth Walz.
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