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Philip Seymour Hoffman

Geboren in USA

Vielfach prämierter US-Charakterdarsteller u.a. für seine Titelrollen in "Capote" oder "The Master". Von ungeheurer Präsenz zog er selbst in kurzen Auftritten die Szene an sich, denn er machte aus jeder ein Ereignis.

Ob Philip Seymour Hoffman als reicher Amerikaner Dickie in "Der talentierte Mr. Ripley" Matt Damon bedrängte, ob er als Reporter in "Roter Drache" Edward Norton nachspürte, ob er im Team der Tornado-Jäger in "Twister" Wirbelstürmen folgte oder sich mit Adam Sandler in "Punch-Drunk Love" ein buchstäbliches Brüllduell lieferte: Immer beherrschte er die Szene, schaffte ein Kraftfeld um sich. Die Hauptrollen musste der kleine Dicke mit der blassen Haut, den Sommersprossen und den schütteren rötlichen Haaren meist den Kollegen überlassen, aber ohne ihn wären sie ärmer dran gewesen. In der Titelrolle besetzte ihn Anderson 2012 in seinem Drama "The Master", wo er als rhetorisch brillanter Sektenführer Lancaster Dodd faszinierte.

Hoffman wirkte seit seinem Debüt 1991 in über 40 Filmproduktionen mit und spielte und inszenierte als Workaholic wie ein Berserker auf dem Theater. Er führte auch bei der Kinoromanze "Jack in Love" Regie, dessen Hauptrolle er sich auf den Leib schneiderte. Im Film arbeitete er regelmäßig für Paul Thomas Anderson, seit dessen Regiedebüt "Last Exit Reno": So war Hoffman in "Boogie Nights" das speckige Riesenbaby, das eine schüchterne Liebe zum Pornostar Eddie (Mark Wahlberg) pflegt und verkrampft. In "Magnolia" spielte er den humanen Krankenpfleger, der sich um den sterbenden Magnaten (Jason Robards) kümmert und versucht, ihn wieder mit seinem Sohn (Tom Cruise) zusammenzubringen. In "Punch-Drunk Love" war er der kriminelle Unternehmer, der Adam Sandler reinlegen will.

Hoffmans schauspielerische Spannbreite war außerordentlich groß: Als Transsexueller in Joel Schumachers "Makellos" lieferte er sich ein Schauspielerduell mit dem "Schwuchteln" hassenden Macho-Nachbarn (Robert De Niro) und lehrte den Cop Toleranz. In "The Big Lebowski" war Hoffman die bebrillte rechte Hand des reichen Lebowski, dessen Handlanger Jeff Bridges den Teppich ruiniert haben, und in Spike Lees "25 Stunden" war er der tumbe Englischlehrer, der mit den Freunden Edward Norton und Barry Pepper durchs nächtliche New York zog und es ein wenig zu sehr auf den Bauchnabel seiner 17-jährigen Schülerin (Anna Paquin) abgesehen hatte.

Mehrfach, u.a. für den Part des einsamen Nachbarn und Spanners in "Happiness", für Preise nominiert, gewann Hoffman für "Magnolia" und "Der talentierte Mr. Ripley" den Nebendarstellerpreis des National Board of Review. 2003 spielte er in der kanadischen Produktion "Owning Mahowny" eine Hauptrolle: Hoffman machte aus dem höflichen Banker Dan Mahowny, dessen Zahlengenie ihn zu riskanten Geldverschiebungen verleitet und in eine fatale Spielleidenschaft treibt, worüber er seine Braut (Minnie Driver) vernachlässigt, eine der stärksten Charakterdarstellungen über Obsessionen, die je im Kino zu sehen waren.

Für seine Rolle als lispelnder Truman Capote in Bennett Millers Portrait über den amerikanischen Schriftsteller wurde er 2006 mit dem Golden Globe und dem Oscar als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Meisterhaft zeichnete er in "Capote" den rätselhaften, komplizierten Charakter des Autors nach und wurde vom Feuilleton für seine differenzierte Darstellung gelobt.

2009 bezichtigte ihn Meryl Streep als strenge Klosterschulleiterin in "Glaubensfrage" des Missbrauchs an einer Schutzbefohlenen. 2011 warf er sich mit Verve in den US-Wahlkampf. Als Antagonist zu Ryan Gosling ging er in George Clooneys Polit-Drama "The Ides of March - Tage des Verrats" auf Stimmenfang. Die zweite Geige spielte er 2013 in dem Drama "Saiten des Lebens", in dem ein Streichquartett an den Eigenheiten seiner genialen aber egozentrischen Musiker zu zerbrechen droht.

Hoffman war mit Kostümdesignerin Mimi O'Donnell liiert, mit der er drei gemeinsame Kinder hatte. Am 2. Februar 2014 starb er mit nur 46 Jahren.

Postum ist er nun in seiner letzten Hauptrolle noch einmal im Kino zu sehen: In Anton Corbijns Agenten-Thriller "A Most Wanted Man" nach dem John Le Carré-Bestseller "Die Marionetten" spielt Hoffman einen zynischen deutschen Anti-Terror-Experten, der Al Kaida nachspürt, dabei aber von der paranoiden CIA und anderen Geheimdiensten sabotiert wird.

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