Andrzej Zulawski
Geboren in Polen
Seine zerfahren inszenierten, aber durch die Intensität der Darsteller verstörend wirkenden Psychodramen strömen stets einen Hauch von Hysterie aus und leben von der vibrierenden Konfrontation der meist weiblichen, (selbst)zerstörerischen Charaktere. Der 1940 in der Ukraine geborene polnische Regisseur Andrzej Zulawski studierte nach langen Wanderjahren, die ihn mit seinem Künstler-Vater durch halb Europa führten, ab 1957 in Paris, wo er in der Rekordzeit von zwei Jahren sein Diplom machte. In Polen schrieb er Drehbücher für Andrzej Wajda und arbeitete für das Fernsehen. Seine beiden ersten Spielfilme wurden von der polnischen Zensur blockiert. Zulawski ging deswegen nach Paris und erregte 1974 mit "L'important, c'est d'aimer - Nachtblende", einem Psychodrama um verheerende Dreharbeiten zu einem Spielfilm, in dem Romy Schneider die Hauptrolle spielte, Aufsehen. Zulawski gilt am Set als terroristischer Regisseur, der den Schauspielern das Äußerste an psychophysischer Entblößung abverlangt. So musste Isabelle Adjani in "Possession" (1981) mit einem Alien-Monster nackt in einem Treppenhaus Liebe machen, und so wird Valérie Kaprisky in "Die öffentliche Frau" (1984) von der hautnahen Kamera gehetzt. Als wegen künstlerischer Differenzen mit Adjani - die Plakate waren schon gedruckt - die Dreharbeiten zu "L'amour braque" (1986) zu scheitern drohten, übernahm die aus Teenie-Filmen ("La boum") bekannte Schauspielerin Sophie Marceau ihre Rolle. Sie wurde Zulawskis Lebensgefährtin und drehte vier Filme unter seiner Regie. In "Meine Nächte sind schöner als deine Tage" (1988) begeht sie als Wahrsagerin mit ihrem Partner (Jacques Dutronc) Selbstmord, in "La note bleue - Der blaue Klang" (1992) spielte sie die Tochter der Schriftstellerin George Sand, die sich wegen eines aufgezwungenen Liebhabers an ihrer Mutter (Marie-France Pisier) rächen will. 1999/2000 entstand als vierter gemeinsamer Film "La fidélité".