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Herbert Knaup
Geboren am 23.03.1956 in Sonthofen
Zur imposanten Erscheinung passen die imposanten Rollen des hoch gewachsenen schlanken Mimen, der allein durch sein Auftreten Autorität ausstrahlt. Hohe Stirn, lange Nase und sanfte nasale Stimme, die sich nur selten zu szenentechnisch gebotener Lautstärke hinreißen lässt. Herbert Knaup spielte Kommissare und Karrieristen, Unternehmer und Unterhändler, Bankiers und den deutschen Dichterfürsten Goethe. Dabei kann er überraschend komisch sein, in seinen Selbstzweifeln bewusst konträr zum aufrechten Gang. Ein vielseitiger Darsteller, der jeden Film veredelt.
Herbert Knaup erlangte schlagartig Berühmtheit, als er in der Hauptrolle als SEK-Polizist Simon in Dominik Grafs Actionkrimi "Die Sieger" auf die Spur eines ehemaligen, scheinbar toten Kollegen (Hannes Jaennicke) stieß und mit seiner Einsatzgruppe in den Alpen eine Entführung mit dem Kampf in einer Gondel beendete. Knaup wurde dafür mit dem Bayerischen Filmpreis 1994 ausgezeichnet. Der Film floppte jedoch und so bescherte ihm erst der Komödienboom der 90er-Jahre wirkliche Popularität. In "Irren ist männlich" entdeckt er als Anwalt seine Zeugungsunfähigkeit und will folglich herausbekommen, von wem seine vermeintlichen Kinder stammen. Noch komischer war Knaup als in den Ruin getriebener Finanzmanager in "Südsee, eigene Insel", der mit der Familie unfreiwillig den Urlaub im eigenen Keller des Münchner Vorstadthauses verbringt und erlebt, was Nachbarn und Freunde wirklich von ihm denken.
In Egon Günthers "Die Braut" war Knaup der langsam alternde Dichterfürst Goethe, der seine Magd und Geliebte Christiane Vulpius (Veronica Ferres) erst nach langen Jahren heiratet. Der Ehekonflikt des arroganten Goethe, der aber auch ehrliche und offene Seiten zeigt, mit der aus unterer sozialer Schicht stammenden Ehefrau macht den historischen Stoff aktuell. Ein ganz anderer, ebenfalls historisch authentischer Ehemann war Knaup als Rudolf Sieber, der in Joseph Vilsmaiers "Marlene" die Eskapaden seiner Gattin Marlene Dietrich duldet. Als Ehemann von Natalia Wörner in dem TV-Film "Kinder der Nacht" verliert er seine Frau, als ihr Bruder auftaucht, mit dem sie erneut eine inzestuöse Beziehung eingeht. Als Vater von Lola (Franka Potente) in "Lola rennt" (Deutscher Filmpreis 1999 als Bester Nebendarsteller) gibt der Banker der wilden Tochter das Geld, das sie für ihren Manni (Moritz Bleibtreu) braucht.
Aus den zahlreichen Film- und Fernsehrollen Knaups ragen der Bandenchef in "Jimmy the Kid", die Geisel in "'ne günstige Gelegenheit", der Cantor in "Schlafes Bruder" und der Leiter des Architektenbüros in Hans-Christian Schmids Grenzgängerfilm "Lichter" heraus, der versucht, die ehemalige Freundin seines Angestellten (August Diehl) mit einem Unternehmer zu verkuppeln. In "Anatomie 2" als nur an seinem Ruhm interessierter Professor zu sehen, stand Knaup für Oskar Roehler in "Der alte Affe Angst" sowie in "Agnes und seine Brüder" als Grünen-Politiker mit Eheproblemen vor der Kamera. Zu einer erneuten Zusammenarbeit mit Vilsmaier kam es bei "Bergkristall", in dem Knaup gemeinsam mit Katja Riemann das Paar abgibt, das in der Rahmenhandlung der Geschichte lauscht. In Peter Gersinas TV-Komödie "Mein Vater, seine Neue und ich" verguckte sich Knaup sehr zum Unwillen seiner Tochter in die Mutter von deren Freund.
1956 geboren, kam Knaup, der drei Jahre Schauspiel an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule studierte, erst nach 15-jähriger Bühnentätigkeit in Heidelberg, Basel, Bremen, Wien und Köln zum Film. Was Egon Günther über Knaups Goethe in "Die Braut" sagt, gilt für viele Rollen des Schauspielers: "Sehr männlich, sehr bescheiden, sehr stark in seiner Präsenz, ein ganz irdischer Mensch."
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