Joan Fontaine
Geboren in Japan
Britische Filmschauspielerin und Oscar-Preisträgerin. Sie war der Prototyp der blonden Hitchcock-Heldin, spielte meist zart besaitete, feinfühlige, schutzbedürftige und naive Frauen, arbeitete mit Stars wie Orson Welles, Cary Grant und Sir Laurence Olivier und mit Regisseuren wie Fritz Lang, Max Ophüls, Billy Wilder und Alfred Hitchcock. Joan Fontaine wurde über Nacht als "Rebecca" (1940) berühmt, 1942 für den Psychothriller "Verdacht" mit dem Oscar ausgezeichnet und zum Star in romantischen Melodramen der 40er-Jahre ("Brief einer Unbekannten"). Im Gegensatz zu ihrem Leinwand-Image war sie privat vital, und sagte: "Ich hatte ein Wahnsinnsleben". Dazu gehörten Ballonfahrten, Flüge im selbst gesteuerten, eigenen Flugzeug, Golfspiel, Meutenjagd und Hochseeangeln. Fontaine war die jüngere Schwester von Olivia De Havilland (geb. 1916; "Vom Winde verweht") und wehrte sich gegen die von der Presse aufgebauschte Rivalität mit der angeblichen Konkurrentin. 1976 zog sie sich vom Filmgeschäft weitgehend zurück. Sie starb im Alter von 96 Jahren im Schlaf in ihrem Haus in Carmel, wo sie sich dem Garten und ihren Hunden widmete.
Joan de Beauvoir De Havilland wurde 1917 in Tokio als Tochter eines englischen Patentanwalts und einer ehemaligen Schauspielerin geboren. Nachdem die Eltern sich wegen eines japanischen Dienstmädchens hatten scheiden lassen, zog die Mutter mit den Töchtern nach Kalifornien, wo sie die Los Gatos High School besuchte. Die Mutter gab den Töchtern privat Schauspielunterricht. Als Olivia bekannt wurde und als Partnerin von Errol Flynn ("Robin Hood") Karriere machte, legte sich Joan den Künstlernamen Joan Burfield zu, spielte seit 1935 Theater und wurde von Produzent Jesse L. Lasky entdeckt, der sie für RKO unter Vertrag nahm und in zahlreichen Nebenrollen, so als Partnerin von Fred Astaire in "Damsel in Distress" und in George Cukors "The Women" besetzte.
Joan Fontaine nannte sich fortan Joan Fontaine nach ihrem Stiefvater und wurde mit zwei Filmen von Alfred Hitchcock zum Star. In "Rebecca" ist sie die schüchterne Gattin des Herrn von Gut Manderly (Olivier), die unter dem Schatten der ersten Frau leidet, und in "Verdacht" glaubt sie, ihr Ehemann (Grant) wolle sie ermorden. Von nun an galt sie als Idealbesetzung für unschuldige und opferbereite Duldnerinnen, so als "Jane Eyre - Die Waise von Lowood" (1943) an der Seite von Orson Welles und als lebenslang in einen Musiker verliebte Wienerin Lisa in Max Ophüls' "Brief einer Unbekannten" (1948). In Billy Wilders Musical "Ich küsse Ihre Hand, Madame" (1948) ist sie österreichische Gräfin, in "Ivanhoe - Der schwarze Ritter" (1952) die in Robert Taylor verliebte Rowena und Rivalin von Elizabeth Taylors Rebecca.
Als Mitte der 50er-Jahre Filmrollen ausblieben, arbeitete Fontaine in zahlreichen Fernsehfilmen und -serien, erregte noch einmal Aufsehen als in einen dunkelhäutigen Mann (Harry Belafonte) verliebte Frau in "Island in the Sun - Heiße Erde" (1957) und zog sich nach Filmen wie Fritz Langs Thriller "Jenseits allen Zweifels" und dem Melodram "Zärtlich ist die Nacht" (nach F. Scott Fitzgerald) zurück. 1978 veröffentlichte sie ihre Memoiren "No Bed of Roses" und berichtete, sie habe mehrere Heiratsanträge des Multimillionärs Howard Hughes abgelehnt.
Joan Fontaine war viermal verheiratet, unter anderem mit Schauspieler Brian Aherne, und hat mit Produzent William Dozier eine Tochter, die Schauspielerin und Cutterin Debbie Dozier (geb. 1948).
Außer mit dem Oscar wurde Fontaine für "Verdacht" mit dem New York Film Critics Award ausgezeichnet. Sie erhielt 1960 einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.