Roman Polanski
Geboren in Frankreich
Der polnische Autor, Darsteller und Regisseur Roman Polanski arbeitet als virtuoser Meister mehrerer Genres in Europa und den USA und wurde zum Inbegriff düster-skurriler, schwarzhumoriger Geschichten. Er gilt als internationaler Filmregisseur par excellence.
Polanski wurde 1933 in Paris als Sohn staatenloser Juden geboren und wuchs in Polen auf. Während des Zweiten Weltkriegs wurden seine Eltern in ein Konzentrationslager deportiert, wo seine Mutter starb. Auf dem Land versteckt, überlebte Polanski und studierte Kunst in Krakau und Film an der Hochschule in Lodz.
Er hatte Rollen in Filmen von Andrzej Wajda und fiel mit seinen Kurzfilmen ("Zwei Männer und ein Schrank", "Der Dicke und der Dünne") international auf. In seinem ersten und einzigen polnischen Spielfilm "Das Messer im Wasser" (Kritikerpreis in Venedig, Oscar-Nominierung) geht es um die sexuelle Rivalität zwischen zwei Männern und einer Frau, aber auch um die Kritik der jungen Polen an den Etablierten der Gesellschaft.
Polanski, in der Heimat politisch angegriffen, nutzte einen Aufenthalt in Paris, um im Westen zu bleiben, und drehte in England mit dem Geld eines Sexfilmproduzenten "Ekel" mit Catherine Deneuve, eine komplexe Fallstudie einer Sexualneurose (Silberner Bär, Berlin 1964). Für "Wenn Katelbach kommt", eine absurde Groteske auf einer Insel, erhielt er 1966 den Goldenen Bären der Berlinale. International erfolgreich wurden seine turbulent skurrile Horrorfilmparodie "Tanz der Vampire" und der in den USA gedrehte Horrorfilm um das Kind des Teufels in "Rosemaries Baby". Im August 1968 wurden seine hochschwangere zweite Frau, die Schauspielerin Sharon Tate, Opfer eines Massenmordes.
Erst 1971 drehte Polanski wieder: Mit dem Geld von "Playboy"-Chef Hugh Hefner entstand die Shakespeare-Verfilmung "Macbeth". Der "Alice im Wunderland" und den Perversionen in "Was?" folgte der Film noir und Detektivfilm-Klassiker "Chinatown", nominiert für elf Oscars und einer der wichtigsten Filme der 70er-Jahre. Um einem Gerichtsverfahren wegen Verführung einer Minderjährigen zu entgehen, floh Polanski nach Frankreich, wo die Groteske "Der Mieter" (mit Isabelle Adjani) und die malerische Literaturverfilmung "Tess" (mit Nastassja Kinski) entstanden. Dem finanziellen Debakel mit "Piraten" folgte der Thriller "Frantic" um einen Amerikaner (Harrison Ford), dessen Frau in Paris entführt wird. Die weibliche Hauptrolle übernahm die Französin Emmanuelle Seigner, die Polanski 1989 heiratete und die in der Studie erotisch-sexueller Abhängigkeiten in "Bitter Moon" und in dem Thriller "Die neun Pforten" (mit Johnny Depp in der Hauptrolle) spielte. Mit "Der Tod und das Mädchen" verfilmte Polanski das berühmte Dreipersonenstück von Ariel Dorfman, in dem ein Folteropfer (Sigourney Weaver) eines Diktatorenregimes seinem Peiniger (Ben Kingsley) nach Jahren plötzlich gegenübersteht. 1997 inszenierte Polanski in Wien eine Musical-Fassung von "Tanz der Vampire" für die Bühne.
Mit "Der Pianist" gelang Polanski 2002 ein Meisterwerk, das weltweit gewürdigt wurde: Sein bislang persönlichstes Werk über das Schicksal eines jüdischen Musikers im Warschauer Ghetto (auf der Basis der Erinnerungen von Wladyslaw Szpilman) gewann neben zahlreichen Césars zwei BAFTA-Awards, einen Europäischen Filmpreis, die Goldene Palme in Cannes und Oscars für die beste Regie, den besten männlichen Hauptdarsteller und die beste Drehbuchadaptation. 2005 wagte sich Polanski mit "Oliver Twist" nach Charles Dickens zurück auf das Feld der Literaturverfilmungen. Danach liebäugelte er mit der Verfilmung von Robert Harris' "Pompeji", doch das Big-Budget-Projekt kam nicht zustande. Stattdessen drehte er im Frühjahr 2009 zu großen Teilen auch in Deutschland den Politthriller "The Ghost" nach einer Vorlage von Harris.